Dein eigener Anspruch an die Arbeit ist hoch und die vereinbarte Arbeitszeit zu kurz, um alles in dieser Zeit zu schaffen? In der Folge häufst du mehr und mehr Überstunden an, vernachlässigst Freunde und Familie und wirst niemandem gerecht. Wir zeigen dir, welche Wege aus der Arbeitssucht führen.
Treffen mit Freunden verschiebst du erst um Tage, dann um Wochen, später um Monate, weil du „beruflich gerade so viel zu tun“ hast. Wenn sie dich anrufen, fühlst du dich noch mehr gestresst. Wie soll das alles noch in deinen Tag passen? Kommen weitere typische „Symptome“ wie die Vernachlässigung der eigenen Gesundheit hinzu, kann es sein, dass du arbeitssüchtig bist. Deine Arbeit ist dein Lebensmittelpunkt – und macht dich auf Dauer krank.
Die Expertin zum Thema
Serena Backschat
psychologische Beraterin für gesundes Stressmanagement
Arbeitssucht ist eine Verhaltenssucht
Der Begriff „Sucht“ wird in der Regel mit Substanzen wie Alkohol in Verbindung gebracht. Neben Abhängigkeiten von Substanzen spielen aber auch Verhaltenssüchte eine immer größere Rolle. Dazu zählen Formen zwanghaften Verhaltens, die einen suchthaften Charakter haben, wie zum Beispiel Glücksspielsucht – oder eben Arbeitssucht. Die Arbeit ist so wichtig geworden, dass negative Konsequenzen, die durch das intensive Arbeiten entstehen, hingenommen oder ignoriert werden.
Wie entsteht eine Arbeitssucht?
Manche Menschen sind hochmotiviert, ihre Arbeit über die normalen Anforderungen hinaus mit sehr guten Ergebnissen zu erledigen. Das kann unterschiedliche Ursachen haben – vom Ausleben eigener Werte und der puren Freude am Job bis hin zu dem Bedürfnis, mit überdurchschnittlichen Leistungen das eigene Selbstwertgefühl zu pushen. Auch beruflicher Druck, die Angst vor Jobverlust oder finanzielle Sorgen können dazu führen, übermäßig viel zu arbeiten. Das Problem: Bei suchthaftem Arbeiten ist langfristig mit gesundheitlichen Konsequenzen zu rechnen – und einer daraus resultierenden Einschränkung der Leistungsfähigkeit.
Welche gesundheitlichen Folgen hat Arbeitssucht?
Suchthaft arbeitende Menschen berichten häufiger von Schmerzen, die durch die seelische Belastung oder Stress ausgelöst werden. Oder auch von Muskel-Skelett-Problemen und einem insgesamt schlechteren Gesundheitszustand. Eine WHO-Studie zeigte, dass lange Arbeitszeiten über 55 Stunden pro Woche über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren im Zusammenhang stehen mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle und einer Verengung der Herzkranzgefäße. Auch das Risiko für psychische Erkrankungen wie Burnout und Depressionen ist erhöht. Arbeitssucht stellt also ein deutliches Gesundheitsrisiko dar.
Typische Anzeichen für Arbeitssucht
Weil sich suchthaftes Verhalten bei jedem Menschen anders ausdrücken kann, ist immer eine fundierte Diagnose durch Ärzte oder Psychologen erforderlich. Wenn du aber eines oder mehrere der folgenden typischen Anzeichen für Arbeitssucht bei dir oder jemand anderem beobachtest, könnte das den Anstoß geben, sich professionelle Hilfe zu suchen. Dazu gehören:
- Nichteinhalten von Pausen und maximalen Arbeitszeiten
- Freiwillige Überstunden, die sich über Monate ansammeln
- Gedanken kreisen ständig um die Arbeit, auch außerhalb des Büros
- Unfähigkeit, „Nein“ zu zusätzlichen Aufgaben oder Projekten zu sagen
- Vernachlässigung von sozialen Kontakten, Hobbys oder des Haushalts
- Zu wenig Schlaf, ungesunde Ernährung, Nichtwahrnehmen von Arztterminen
- Ignorieren negativer Konsequenzen wie den Verlust sozialer Beziehungen
- Körperliche und emotionale Erschöpfung
Möglichkeiten der Selbsthilfe bei Arbeitssucht
Neben einer möglichen therapeutischen Unterstützung kannst du bei Arbeitssucht selbst ein paar Dinge beherzigen:
Gestalte deine Mittagspausen aktiv als Auszeit. gib8-Podcasts wie „Die achtsame Mittagspause“ oder „Entspannt auf der Arbeit“ können dir dabei helfen.
Mach eine strikte Trennung zwischen Arbeit und Freizeit. Dazu gehört, dein berufliches Smartphone zum Feierabend, am Wochenende und im Urlaub konsequent auszuschalten und berufliche Mails nicht am privaten Laptop oder Smartphone zu bearbeiten.
Check deine eigenen perfektionistischen Ansprüche, denn sie sind häufig der größte Treiber von Arbeitssucht. Denk darüber nach, welche Aufgaben wirklich Höchstleistung erfordern und bei welchen eine normale Bearbeitung eigentlich ausreicht.
Setze Grenzen: Dein Umfeld ist es gewohnt, dass du gerne noch zusätzliche Aufgaben annimmst oder Überstunden machst. Zu all dem sagst du künftig „Nein“.
Finde einen Ausgleich: Wenn die Arbeit dein Lebensmittelpunkt ist, definierst du häufig dein Selbstwertgefühl darüber. Such dir einen Sport, ein Hobby, eine Beschäftigung, die dir ein gutes Gefühl gibt. Dann schaffst du es leichter, dein Arbeitspensum zugunsten deines Hobbys zu reduzieren.