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Emotionen am Arbeitsplatz: Frau sitzt müde und gelangweilt am Laptop

Emotionen am Arbeitsplatz – warum sie so wichtig sind

ArtikelLesezeit: 3:00 min.

Emotionen sind wichtig, um gute Beziehungen aufzubauen, sich und andere zu motivieren und neue Ideen zu entwickeln. Und sie sind ein wesentlicher Kompass für die eigene Entwicklung. Deshalb gehören sie unbedingt an den Arbeitsplatz.

„Gefühle haben auf der Arbeit nichts zu suchen“ oder „Du bist einfach zu emotional“ sind Aussagen, die viele von uns schon gehört haben. Lange Zeit galt es als unprofessionell, im Job Gefühle zu zeigen. Das ändert sich gerade, auch im Zuge von New Work. Denn hierbei geht es darum, Arbeit zu etwas zu machen, das Menschen stärkt. Wer im Beruf allerdings eine Fassade aufrechterhält und die eigenen Gefühle herunterschluckt, vergeudet Energie und Entwicklungspotenzial.

Dass sich Emotionalität am Arbeitsplatz auch positiv auf den Unternehmenserfolg auswirkt, zeigen uns Studien. Das Meinungsforschungsinstitut Gallup hat beispielsweise festgestellt, dass eine höhere emotionale Bindung an den Arbeitsplatz einen positiven Einfluss auf Kennzahlen wie Produktivität, Rentabilität und Kundenbewertungen hat. Und dazu beiträgt, die individuelle Stressbelastung sowie Fluktuation und Abwesenheitszeiten zu reduzieren. Der State of the Global Workplace 2023 Report des Instituts zeigt allerdings auch, dass hier noch viel Luft nach oben ist. Nur 16 Prozent der deutschen Arbeitnehmer haben derzeit eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber.

Expertenbild

Die Expertin zum Thema

Swantje Allmers

Gründerin & CEO, New Work Masterskills
© Sebastian Fuchs

Emotionale Intelligenz ist eine Schlüsselkompetenz

Da wir von Natur aus emotionale Wesen sind, lassen sich Gefühle nicht aus dem Berufsalltag ausklammern. Ganz im Gegenteil, sie spielen in der Führung von Menschen und der tagtäglichen Zusammenarbeit eine erhebliche Rolle.

So haben sich die Anforderungen an Führung in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Während es früher primär darum ging, Arbeit zu organisieren und zu kontrollieren, geht es heute insbesondere darum, Menschen zu verstehen, zu motivieren und weiterzuentwickeln. Das gelingt nur dann richtig gut, wenn ein ehrliches Interesse an Menschen und ihren Emotionen und Bedürfnissen besteht. Emotionale Intelligenz ist dabei nicht nur für Führungskräfte relevant, sondern auch im täglichen Miteinander unter Kollegen. Die Forschungsergebnisse des Nobelpreisträgers Daniel Kahnemann („Schnelles Denken, langsames Denken“) zeigen, dass der Teil unserer Verhaltensweisen und Entscheidungen, der emotional begründet ist, den rationalen Teil bei Weitem überwiegt. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit spielt sich also weit mehr auf der Beziehungsebene ab, als viele Menschen denken und vielleicht auch wahrhaben wollen.

Der Arbeitsplatz als Safe Space

Ein authentisches Zeigen von Emotionen stellt sich allerdings nicht von selbst ein. Gerade wenn wir bedenken, dass viele Menschen noch anders sozialisiert sind. Wir brauchen eine Kultur, in der es nicht als Schwäche gilt, Emotionen auszusprechen. Psychologische Sicherheit ist eine entscheidende Voraussetzung, um dieses Maß an Offenheit zu ermöglichen. Die Harvard Professorin Amy Edmondson definiert sie wie folgt: „Psychologische Sicherheit ist die Überzeugung, dass es sicher ist, im Team interpersonelle Risiken einzugehen. Dass man nicht bestraft oder gedemütigt wird, wenn man Ideen, Fragen, Bedenken oder Fehler anspricht.“ Oder eben auch Gefühle.

Ein solcher Rahmen entsteht insbesondere durch positive Vorbilder. Eine Führungskraft, die in der Lage ist, ihre Gefühle wahrzunehmen und mitzuteilen, gibt anderen die Erlaubnis, dies ebenfalls zu tun. Hierzu braucht es keine großen Gesten, sondern nur ein ehrliches und authentisches Vorleben. Kleine Rituale wie ein Check-in zu Beginn eines Team-Meetings, in dem alle kurz, aber offen mitteilen, wie es ihnen gerade geht, helfen zum Beispiel, dies zu etablieren.

Emotionen sind Informationen

Nicht nur die Teamkultur ist relevant, sondern auch unsere persönliche Haltung zu Emotionen. Wer eine unangenehme Emotion als wertvolle Information oder eine Art inneren Kompass betrachtet, kann viel leichter mit ihnen umgehen. Wer etwa Angst hat, vor anderen zu sprechen und zu präsentieren, zieht viel daraus, dies nicht gleich als Schwäche abzutun. Vielmehr kann dies ein Antrieb sein, um sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und durch Coaching, Training oder gründliche Vorbereitung daran zu arbeiten. Verspürt jemand Neid gegenüber Kollegen, können dahinter eigene, nicht erfüllte Wünsche stehen, die ein Ansatzpunkt für die eigene Weiterentwicklung sind. Der Psychologe Leon Windscheid fasst die Informationsdichte, die in unseren Emotionen steckt, wie folgt zusammen: „Wut ist viel Information in kurzer Zeit.“ Informationen, die wir nutzen sollten, statt sie zu verdrängen.

Emotionen konstruktiv ansprechen

Das Plädoyer für mehr Emotionen am Arbeitsplatz ist jedoch kein Plädoyer dafür, diese unreflektiert und ungefiltert über anderen auszuschütten. Es bringt viel mehr, die eigenen Gefühle erst mal für sich selbst zu erkennen und zu verstehen, bevor wir andere damit konfrontieren. Wenn uns zum Beispiel das Verhalten einer anderen Person verärgert hat, sollten wir zunächst reflektieren, was objektiv passiert ist und was das in uns ausgelöst hat. Je präziser wir das Gefühl benennen können, desto besser. Also statt „Das hat mich wütend gemacht“ eher „Ich habe mich dadurch nicht ernst genommen gefühlt“.
Gewaltfreie Kommunikation bietet dann einen guten Weg, um dies gegenüber anderen anzusprechen – sowohl ehrlich als auch konstruktiv. Sie besteht im Kern aus den folgenden vier Schritten:

  1. Beobachtung: Welche Beobachtung habe ich konkret gemacht?
  2. Gefühl: Welches Gefühl hat das in mir ausgelöst?
  3. Bedürfnis: Welches Bedürfnis steht für mich dahinter?
  4. Bitte: Welche konkrete Bitte habe ich an die andere Person?

Also zum Beispiel: „Als wir vorhin im Meeting waren, bist du mir dreimal ins Wort gefallen. Ich habe mich dadurch nicht ernst genommen gefühlt. Ich wünsche mir, dass wir eine gute Atmosphäre miteinander haben und bitte dich deshalb, mich in Zukunft erst ausreden zu lassen, bevor du deine Punkte einbringst.“

Diversität gilt auch für Gefühle

Wer sich fragt, wie viel Emotionalität im Job denn nun gut und richtig sei: Es wird keine allgemeingültige Antwort darauf geben. Menschen verspüren ein unterschiedliches Maß an Emotionalität. Die einen verlassen ihr emotionales „Normalnull“ nur in Ausnahmesituationen, andere erleben hingegen erhebliche Ausschläge im Laufe eines Arbeitstages. Hinzu kommt, dass wir unterschiedlich motiviert sind. Während manche Menschen besonders dann motiviert sind, wenn viel Raum für Gefühle und Persönliches gegeben ist, ziehen andere die meiste Energie daraus, ihre Aufgaben zu erledigen. Und auch die Fähigkeit, die eigenen Emotionen auszudrücken, ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Ebenso wie unsere Empfänglichkeit für eigene und fremde Emotionen situativ verschieden sein kann.

Der Ausspruch „Gefühle haben am Arbeitsplatz nichts zu suchen“ ist daher genauso falsch wie die Erwartung, dass jeder immer über seine Gefühle sprechen muss. Auch hier ist emotionale Intelligenz gefragt.

Manchmal wird es alles zu viel. Wenn wir uns im Job überfordert fühlen oder ständig Stress haben, kann Achtsamkeit helfen. Lies hier unsere Artikel zum Thema Achtsamkeit im Job.