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Mutter und Tochter trinken gemeinsam Tee und lachen

Die eigenen Bedürfnisse nicht vergessen: Achtsamkeit für pflegende Angehörige

ArtikelLesezeit: 1:30 min.

Wer sich um einen nahestehenden Menschen kümmert, kann schnell die eigenen Bedürfnisse aus den Augen verlieren. Ein achtsamer Umgang mit sich selbst aber auch gegenüber Pflegebedürftigen kann dabei helfen, Stress zu reduzieren, neue Kraft zu tanken und wieder Leichtigkeit zu spüren.

Laut statistischem Bundesamt gibt es in Deutschlang etwa vier Millionen Pflegebedürftige. Rund vier von fünf Bedürftigen werden dabei zuhause von ihren Angehörigen gepflegt – Senioren, aber auch Partner und Kinder. Mit der neuen, meist völlig ungeplanten Aufgabe, verändert sich von einem Moment auf den anderen das ganze Leben. Freizeit wird zu einem seltenen Gut. An ihre Stelle rücken Stress und die Sorge um das Wohlergehen der geliebten Person. Nicht selten leidet irgendwann auch das eigene Wohlbefinden unter der emotionalen und auch körperlichen Belastung. So gibt jeder vierte pflegende Angehörige zum Beispiel an, sich regelmäßig überfordert zu fühlen. Damit einen diese Dauerbelastung irgendwann nicht selbst krank macht, hilft es, sich immer wieder Zeit für sich selbst zu nehmen, einen Schritt zurückzutreten und Kraft zu tanken. 

Wege, um wieder aufzutanken

„Viele Angehörige bauen oft ihren ganzen Alltag um die Bedürfnisse eines hilfebedürftigen Familienmitglieds auf“, erklärt Sonja Albers von dem Hamburger Kinder-Hospiz Sternenbrücke (sternenbruecke.de). In der Palliativeinrichtung werden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit lebensbegrenzenden Krankheiten betreut. „Dennoch steht die Sterbebegleitung nicht allein im Fokus unserer Arbeit. Eine unserer wichtigsten Säulen ist die Entlastungspflege. Sie bietet Eltern wie Kindern und auch Geschwistern die Möglichkeit, eine Auszeit von ihrem Alltag zu bekommen und Momente der Entspannung und Abwechslung zu finden.“

Für Sonja Albers sind das wichtige Komponenten, damit jedes Familienmitglied für seine körperliche wie geistige Gesundheit sorgen kann. Dabei ist es unerheblich, ob man seine Energiereserven mit einer Joggingrunde durch den Park auflädt oder beim Hören seiner Lieblingsmusik oder in Gesprächen mit anderen – Hauptsache, man findet einen Weg, um wieder aufzutanken. Wer nicht die Möglichkeit hat, dies in einer betreuten Einrichtung wie der Sternenbrücke zu tun, aber vielleicht zuhause in alte Muster verfällt, kann sich feste Termine für einen freien Abend in der Woche setzen, an dem man sich regelmäßig Zeit nimmt, Menschen außerhalb des Pflegekreises zu treffen, um gemeinsam auf andere Gedanken zu kommen. Ruhe und Leichtigkeit sind für ein nachhaltiges, gesundes Leben unerlässlich.

Netzwerke schaffen Freiraum

Nun weiß jeder aus dem eigenen Alltag, wie schwierig es ist, sich diese wichtigen Auszeiten auch wirklich zu nehmen. Aber wie soll man sich zum Beispiel als Mutter oder Ehemann eine Pause gönnen, wenn die Sorge um einen anderen Menschen dabei immer im Hinterkopf schwebt? „Viele Angehörige haben oft Schwierigkeiten, loszulassen. Sie fühlen sich verantwortlich und haben Angst, die Kontrolle über die Situation abzugeben oder zumindest eine Zeit lang zu teilen“, sagt Jana Wittkugel vom Hamburger Projekt Fairplay (hamburg-fairplay.de), das sich für die unterschiedlichen Bedürfnisse von Familien im Raum Hamburg stark macht. „Doch auch wenn man am liebsten alles allein schaffen möchte, sind die eigenen Kapazitäten nun einmal endlich.“ Sie rät deshalb dazu, sich ein Netzwerk aus Vertrauenspersonen aufzubauen. „Das können Freunde, andere Familienmitglieder, aber auch professionelle Hilfseinrichtungen sein. Wichtig ist, dass diejenigen da sind, wenn man es gerade nicht mehr allein schafft.“ Manchmal können das schon scheinbar kleine Dinge wie das Übernehmen von Einkäufen oder Hilfe im Haushalt sein. 

Achtsamkeit hilft, im Moment zu bleiben

Damit man diese Auszeiten so gut wie möglich für sich nutzen kann, helfen Achtsamkeitsübungen, ganz im Moment zu bleiben und die Gedanken nicht wieder zur Pflegesituation abschweifen zu lassen. Manchmal hilft es schon, den Atem langsam und gleichmäßig fließen zu lassen – tief einatmen, tief ausatmen. Wer weitergehen möchte, kann seine Augen schließen und die Aufmerksamkeit sanft durch den Körper wandern lassen. Wie fühlen sich meine Hände an? Wie meine Beine? Und wie mein Kopf? So kann man Stück für Stück durch den ganzen Körper gehen und ein Gespür für die momentane Situation bekommen.

Und wenn dann doch mal schlimme oder traurige Gedanken kommen? Einfach zulassen. Das Leben, gerade als pflegende Person, ist nicht immer leicht. Und es wäre falsch, sich das einreden zu wollen. Manchmal kann es deshalb auch helfen, genau diesen Gedanken zuzulassen und anzunehmen. Je mehr wir in der Situation ankommen, desto besser werden wir mit ihr umgehen können.