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Zwei Frauen unterhalten sich im Büro

Wie Muskeltraining: Jobkonflikte achtsam lösen

ArtikelLesezeit: 2:00 min.

Du kommst morgens ins Büro und merkst, dass dich deine Kollegin aus dem Vertrieb mit schmalen Augen mustert. Du fragst dich, ob das wegen gestern war, weil du ihr widersprochen hast. Dein Chef gibt sich wortkarg und presst ein „Guten Morgen“ raus. Nimmt er dir übel, dass du dich mit seinem Vorgesetzten ganz gut verstehst?

Warum nur grüßt dich dein Kollege jetzt nicht mehr? Ach ja, du hattest ihn gebeten, seine Lautstärke beim Telefonieren eine Spur zu reduzieren.

Konflikte im Büro sind etwas ganz Normales. Jeder hat sie, jeden Tag. Woran liegt das?

Expertenbild

Die Expertin zum Thema

Britta Heer

Expertin für Konfliktlösungen im Arbeitsumfeld
Foto: Helen Fischer

Konflikte sind nicht automatisch etwas Schlimmes

Menschen haben unterschiedliche Prägungen, Motivationen und Werte. Das führt dazu, dass sie auch unterschiedliche Erwartungen, Kommunikations- und Arbeitsformen haben. Viele Menschen halten ihre eigenen Verhaltensweisen und Eigenschaften für selbstverständlich und natürlich. Aus dieser eingeschränkten Sicht und der fehlenden Perspektive entstehen beim Zusammentreffen mit anderen Menschen oftmals ganz automatisch Konflikte. Das muss erst einmal nicht weiter schlimm sein. Unangenehm wird es allerdings, wenn Konflikte nicht gelöst werden und vor sich hin schwelen. Dann verfestigen sie sich, breiten sich aus, erfassen womöglich weitere Personenkreise und vergiften die Arbeitsatmosphäre.

Konflikte im Job direkt anzugehen und zu lösen, ist etwas, das viele gerne umgehen. Weil es anstrengend ist und weil es Überwindung und Mut kostet. Es scheint daher einfacher, sie erst einmal zu ignorieren – was sich aber meistens später rächt.

Achtsamkeit gibt dir die richtige Haltung

Hier kann Achtsamkeit helfen. Konflikte können viel einfacher gelöst werden als du denkst, wenn du in der Auseinandersetzung mit deinem Gegenüber die nachstehenden neun Grundsätze einer achtsamen Haltung befolgst. Wenn du jetzt denkst: „Ganz schön viel auf einmal!“, fang am besten klein an, indem du dir nur ein, zwei Grundsätze heraussuchst, die dir am leichtesten fallen. Dann probierst du sie aus und kannst dich ganz langsam, Schritt für Schritt, steigern, indem du weitere Grundsätze dazu addierst.

Du kannst es wie ein Muskeltraining sehen: je mehr du trainierst, desto stärker wird dein Muskel.

  1. Konflikte als Chancen sehen
    Zuallererst: Versuche einmal, Konflikte mit neuen Augen zu betrachten. Wie wäre es, wenn du sie nicht als Bedrohung siehst, sondern als willkommene Signale für einen Änderungsbedarf im Miteinander?
  2. Ehrliche Selbstreflexion üben
    Dies setzt voraus, dass du dich in Selbstreflexion übst. Am besten startest du gleich heute mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme: Welche Emotionen und Reaktionen in Konfliktsituationen bemerkst du an dir? Das Bewusstsein für die eigenen Sensibilitäten ist ein wichtiger Schritt zur Achtsamkeit in der Konfliktlösung.
  3. Aktiv zuhören
    Wenn du deinem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit schenkst, ohne ihn zu unterbrechen oder voreilig zu verurteilen, verringerst du die Gefahr von Fehlinterpretationen. Zudem signalisierst du, dass du voll präsent bist und zeigst echte Wertschätzung. So trägst du zu einer guten Atmosphäre bei, in der die Beilegung eines Konflikts viel einfacher ist als du vermutest.
  4. Empathie schärfen
    Dazu gehört auch, dass du versuchst, dich in den anderen hineinzuversetzen und die Perspektive der anderen Partei zu verstehen. Frag ruhig nach ihren Gefühlen und Bedürfnissen und schildere auch deine eigenen. So baust du Brücken und schaffst Verständnis.
  5. Klarheit in der Abgrenzung
    So wichtig es ist, sich in andere hineinzuversetzen, so essenziell ist es auch, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und diese deutlich zu äußern. Dein Gegenüber braucht Klarheit darüber, was dir wirklich wichtig ist und in welcher Form du dich abgrenzen möchtest. Fordere deine Streitpartei auch gerne dazu auf, dasselbe zu tun. Erst dann ist es möglich, über Kompromisse nachzudenken und gemeinsam eine wirkungsvolle Lösung eures Konflikts zu finden.
  6. Respekt für den anderen zeigen
    Achte ganz bewusst auf ein respektvolles Verhalten und eine entsprechend wertschätzende Kommunikation: Ein guter Umgang miteinander, auch wenn du anderer Meinung bist, ist die Basis für das Gelingen einer Lösung im Konflikt. Sätze, die mit „Du sollst“ beginnen, verschärfen den Konflikt, weil sie Abwehrreflexe auslösen. Besser ist ein „Ich wünsche mir“. So kannst du eigene Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken, ohne dein Gegenüber anzugreifen.
  7. Blick in die Zukunft richten
    Wenn du dich aktiv dazu entscheidest, deine Konfliktperson künftig mit neuen Augen zu bewerten und du dich nicht mehr darin verlierst, bei jeder ihrer Aussagen zwischen den Zeilen lesen zu wollen, gelingt dir ein Neustart leichter. Lass die Themen der Vergangenheit hinter dir und nimm dein Gegenüber an.
  8. Feedback annehmen
    Sei offen für konstruktives Feedback, denn es zeigt, dass du bereit bist, dein Verhalten zu reflektieren. So ist die Konfliktpartei eher in der Lage, dein Feedback ihrerseits anzunehmen, und ihr kommt schneller zu einem Konsens.
  9. Emotionen achtsam managen
    Lerne, deine Emotionen zu regulieren, indem du Atemtechniken, autogenes Training oder Meditation nutzt. Dies hilft dir, in stressigen Konfliktsituationen ruhig zu bleiben und klar zu denken.

Und das Wichtigste zum Schluss: Vergiss nicht, deine Erfolge zu feiern, vielleicht sogar mit deiner Streitpartei. Auch wenn es fast unglaublich klingt: Daraus sind schon die besten Freundschaften entstanden.