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Alexandra von Korff

„Du bestimmst, was passiert – und nur du!“

ArtikelLesezeit: 2:00 min.

Alexandra von Korff, 48, Krebsaktivistin

Alexandra von Korff bekam 2017 die Diagnose Brustkrebs und musste sich anschließend nicht nur mit der Krankheit, sondern auch mit einem fordernden Alltag zwischen Kleinkindern und Chemotherapie auseinandersetzen. Achtsamkeit hat ihr geholfen, sich selbst an erste Stelle zu setzen.

Ich saß in der Arztpraxis und wartete auf meine Diagnose. Seit mehreren Wochen bangte ich darum, endlich Gewissheit zu haben. Ich war nervös, ungeduldig, dann klingelte mein Handy – die Kita: Mein Sohn sei krank, ich solle ihn doch bitte abholen. Ich drängelte meine Ärzte, erbat mir noch etwas Geduld bei der Kindergärtnerin, wurde schließlich ins Sprechzimmer gerufen und bekam die Nachricht, mit der ich bereits gerechnet hatte: Brustkrebs. Triple negativ, schnell wachsend, aggressiv. Wums! Mir liefen ein paar Tränen hinunter …, dann eilte ich hinaus, um meinen Sohn abzuholen. Mehr als die Diagnose selbst irritierten mich rückblickend die Momente davor: Wie kann es sein, dass ich noch nicht einmal genug Zeit habe, um mir in Ruhe meine Diagnose abzuholen? Was läuft hier falsch?

Expertenbild

„Mein Leben war ein reines Multitasking.
Mit dem Krebs veränderte es sich komplett.“
Alexandra von Korff

Bis hierhin funktionierte ich immer nach dem Motto „Das geht schon! Nur die Harten kommen in den Garten“. Ich war schon immer sehr begeisterungsfähig, ließ mich gerne von Dingen mitreißen, wollte am liebsten auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Mein Leben war ein reines Multitasking. Mit dem Krebs veränderte es sich komplett. Plötzlich musste ich mir eingestehen: Das geht nicht mehr. Ich änderte radikal viele Dinge in meinem Leben, trennte mich vom Vater meiner Kinder, suchte mir eine Haushaltshilfe und strukturierte meinen Alltag so um, dass die Routinen meiner Kinder auch ohne mich funktionierten. Ich begann, Grenzen zu setzen und mich selbst in den Mittelpunkt zu stellen – zumindest bemühte ich mich.

Achtsamkeit ist ein Prozess

Der Alltag bleibt Alltag, Kinder bleiben Kinder und ich rutsche bis heute in alte Muster. Achtsamkeit ist ein Prozess und ich lerne, mit mir und meinen Gedanken allein zu sein und Ruhe zulassen zu können. Achtsamkeit bedeutet für mich, bei mir zu sein, im Moment zu sein und auf meine Bedürfnisse zu achten. Die Italiener haben ein schönes Wort: Dolcefarniente – das süßte Nichtstun. Das übe ich. Manchmal reichen schon wenige Minuten: hinsetzen, durchatmen, Tee trinken und ziellos in den Himmel oder in die Bäume starren. Eine Weile führte ich ein Journal, meditierte mithilfe von Apps, doch das wurde mir irgendwann zu viel. Es ist wichtig, einen Ansatz zu finden, der für einen selbst funktioniert. Sonst gerät man vor lauter Achtsamkeit, Entspannung und Persönlichkeitsentwicklung wieder in eine neue Stress- und Selbstoptimierungsfalle.

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„Die Italiener haben ein schönes Wort:
Dolcefarniente – das süße Nichtstun.
Das übe ich.“
Alexandra von Korff

Inzwischen ist die aktive Therapie fast vorbei und ich konzentriere mich auf die Basics: Ich habe ein Mantra, das mir gefällt – und ich atme. Ich versuche nicht mehr alles gleichzeitig zu erledigen, sondern mich bewusst auf nur eine Sache zu konzentrieren. So kann ich gelassener mit den Dingen umgehen, vieles tangiert mich nicht mehr so extrem und wenn ich ausgeglichener bin, sind auch meine Kinder ausgeglichener. Ich werde oft nach Ratschlägen gefragt, aber davon halte ich nichts. Jeder Mensch, jedes Leben, jede Krankheit ist anders – und jeder geht anders damit um. Ich zitiere dann gerne meine frühere Chemo-Schwester, die immer sagte: „Das ist dein Leben! Du bist die Regisseurin und das ist dein Film. Du bestimmst, was passiert – und nur du!“

Du möchtest noch mehr dazu erfahren, wie Achtsamkeit der Krebsaktivistin Alexandra von Korff geholfen hat? Dann höre in dieses Interview mit ihr rein.