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Junge Frau in der Natur schaut in die Ferne

Achtsam in die nächste Lebensphase

ArtikelLesezeit: 2:00 min.

Jeder durchläuft in seinem Leben unterschiedlichste Phasen: vom Kita-Kind zum Schulkind, vom Minderjährigen zum Volljährigen, vom Schüler zum Azubi oder Studenten, vom Paar zu Eltern, vom Arbeitnehmer zum Rentner, vom Paar zum (verwitweten) Alleinstehenden. Diese Übergänge sind Chancen, aber auch Herausforderungen. Je nach Persönlichkeit und mentaler Stärke tun sich manche leichter damit als andere. Prof. Dr. Eva Asselmann, Professorin für Differentielle und Persönlichkeitspsychologie an der HMU Health and Medical University in Potsdam, erklärt, wie wir uns mental besser auf einschneidende Lebensübergänge vorbereiten können.

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Die Expertin zum Thema

Prof. Dr. Eva Asselmann

Professorin für Differentielle und Persönlichkeitspsychologie und Buchautorin („Woran wir wachsen“)

Warum Lebensphasenwechsel unvermeidlich sind

Unser Leben ist ein ständiger Entwicklungsprozess, ob wir möchten oder nicht. Das liegt schon in der Natur des Alterns. Wir wachsen auf, wir übernehmen Aufgaben und erfüllen Rollen. Wir wechseln Rollen. Manchmal aktiv und selbstbestimmt, manchmal passiv, weil wir es müssen – etwa, weil sich unsere Lebenssituation durch äußere Umstände ändert. Viele von uns durchlaufen klassische Lebensphasen: Ausbildung, Eintritt ins Berufsleben, Heirat, Kinder, eventuell Trennung, Lebensmitte, Rentenbeginn und später der Lebensabend. Jeder „schreibt“ dabei seine eigene Biografie.

Weil manche Veränderungen bei diesen Lebensübergängen aber so tiefgreifend und essenziell sind, ist es wichtig, sich darauf vorzubereiten. Das ermöglicht mehr Selbstbestimmung und reduziert das Gefühl, ein vom Schicksal Getriebener zu sein. Denn: „Immer, wenn wir solche Übergänge machen, sind wir konfrontiert mit einer neuen Lebenssituation, an die wir uns erst einmal anpassen müssen“, sagt Prof. Asselmann. „Wir werden aus unseren Routinen, aus unseren Gewohnheiten gerissen. Das ist unbequem und tut manchmal weh, weil es auch ein Abschiednehmen bedeutet.“

Wer mehr an sich selbst glaubt, empfindet weniger Stress

Menschen empfinden in solchen Momenten Stress, unabhängig davon, ob es um ein positives Ereignis wie die Geburt eines Kindes oder um ein negatives Ereignis wie den Tod des Partners geht. „Gerade bei den Lebensübergängen, bei denen sich essenziell viel ändert, geht es auch darum, eine neue Identität zu entwickeln. Diese neue Identität ist eng mit der neuen Rolle – zum Beispiel als erstmals allein wohnende Studentin in einer fremden Stadt – verknüpft. Hierdurch verändert sich ihr Selbstkonzept. Viele fragen sich dann: Werde ich es schaffen, die neue Rolle auszufüllen?“, so Prof. Asselmann. „Hier hilft eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung: Der Glaube an sich selbst, Herausforderungen meistern und sich an neue Lebensumstände flexibel anpassen zu können. Wer den hat, ist weniger gestresst. Und kann sich besser selbst motivieren, weil die Zuversicht, auch mit Schwierigkeiten umgehen zu können, so hoch ist. Umgekehrt mündet eine negative Selbstwirksamkeitserwartung oft in negative Ergebnisse. Das ist wie eine positive beziehungsweise negative Spirale, die sich immer weiter fortsetzt.“

Realistische Erwartungen schützen uns vor zu tiefem Fall

Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung sollte aber gleichzeitig einhergehen mit realistischen Erwartungen daran, wie sich unser Leben entwickeln kann. Wer zu hoch ansetzt, wird immer von sich enttäuscht sein. Wer offen mit eigenem Scheitern oder Fehlern umgeht, kann sich selbst besser verzeihen und verliert nie ganz die Hoffnung. Ganz wichtig dabei ist laut Prof. Asselmann auch der Zuspruch aus dem persönlichen Umfeld. „Wir wissen aus der Forschung, dass soziale Unterstützung enorm hilft. Innige Beziehungen zu Menschen zu haben, die an einen glauben, gibt Halt. Und dieser emotionale Rückhalt ist gerade bei persönlichen Lebenskrisen sehr wichtig. Es geht um das Gefühl: Auf die kann ich mich verlassen, auch wenn es hart auf hart kommt.“

Selbstwirksamkeit ist die Basis

Eben weil sehr einschneidende Lebensübergänge auf jeden von uns zukommen werden, brauchen wir eine Art Basiswerkzeug, das uns mental stärkt. Dazu gehört auch, sich auf der sachlichen Ebene möglichst gut auf die Veränderung vorzubereiten, etwa durch informative Gespräche mit Menschen, die diese Situationen wie zu Hause auszuziehen, Kinder zu bekommen, in Rente zu gehen oder gebrechlich zu werden, bereits erlebt haben. Oder aber durch reflektierende Gespräche mit anderen, die uns dabei helfen, eigene Stärken zu erkennen und unser Selbstbild mit dem Fremdbild abzugleichen.

„Mit einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung lassen sich Lebensübergänge besser meistern – auch die besonders einschneidenden. All das können wir trainieren. Und selbst wenn eine Entscheidung mal nicht die Richtige war: Vieles lässt sich revidieren. Das Leben ist nicht nur schwarz und weiß. Scheitern wir, sollten wir uns klar machen: Manchmal ist auch der Umweg das Ziel. Aus Rückschlägen kann man oft viel lernen“, so Prof. Asselmann.

Ein erfülltes Leben gestalten: Das gelingt mit einem Perspektivwechsel

„Oft geht es um die Kernfrage: Was macht für mich ein erfülltes Leben aus? Wie soll mein Lebensweg verlaufen sein, wenn ich am Ende meines Lebens darauf zurückblicke? Wie sollen mich andere Menschen in Erinnerung halten, wenn ich nicht mehr bin?“, sagt Prof. Asselmann. „Um zu erkennen, was uns wirklich wichtig ist, hilft es, die Perspektive zu wechseln und das Leben von hinten zu denken. So gelingt es leichter, trotz all der vielen Dinge, die im Alltag auf uns einprasseln, das Wesentliche nicht aus dem Blick zu verlieren.“

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