Gefühle sind wie das Wetter: wechselhaft. Mal kommt die Wut im Straßenverkehr hoch, mal macht die Angst vor einem wichtigen Gespräch zu schaffen. Und im nächsten Moment ist die Freude über eine unerwartet Jobzusage riesengroß. Dieses Auf und Ab ist manchmal anstrengend und führt zu der Frage: Gibt es einen Trick, besser mit seinen Gefühlen umzugehen? Die Antwort lautet: Ja – indem du erst einmal lernst, wahrzunehmen, was da alles in dir vorgeht. Um dann genau hinzuhören und nachzuspüren, andere die Situation erleben.
Doch was ist emotionale Intelligenz und wie hilft sie uns dabei?
Der Schlüssel liegt im Beobachten
Achtsamkeit bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein. Also die Kaffeearomen zu schmecken, ohne nebenbei aufs Smartphone zu schauen. Ärger zu spüren, ohne gleich zu explodieren. Das funktioniert mit Hilfe von Selbstbeobachtung. An diesem Punkt kommt die emotionale Intelligenz ins Spiel. Aber was ist emotionale Intelligenz eigentlich?
In der Psychologie steht sie für die multidimensionale Fähigkeit, Gefühle zu erkennen, mit ihnen umzugehen und sie der Situation angemessen auszudrücken. Sie setzt sich nach dem Psychologen Daniel Goleman zusammen aus:
- Selbstwahrnehmung: Was fühle ich, was passiert in mir?
- Selbstmanagement: Wie gehe ich damit um?
- Soziales Bewusstsein: Wie geht es anderen? Welche Reaktionen löst ein Ereignis bei ihnen aus?
- Beziehungsmanagement: Was kann ich tun, um die Situation positiv zu beeinflussen?
Emotionale Intelligenz beschreibt also die Grundfähigkeit, Gefühle als Informationsquelle zu nutzen, anstatt sich von ihnen beherrschen zu lassen. Dazu gehört auch, empathisch mit fremden Gefühlen umgehen zu können. Das Problem dabei ist, dass viele Menschen nicht gelernt haben, ihre Emotionen wahrzunehmen. Sie reagieren auf negative oder positive Impulse mit einer Art Autopilot, anstatt zunächst die Situation und ihre Wirkung zu analysieren und zu beobachten: Der Ärger steigt sofort hoch, das Gesicht wird rot, der Kiefer verkrampft. Wer es hier schafft, Reiz und Reaktion durch eine kurze Pause kontrolliert voneinander zu trennen, hat die Wahl zu entscheiden: Ist es schlau, zurückzupoltern? Oder ist es vielleicht besser, erst einmal tief durchzuatmen und verzögert zu reagieren?
Andere besser verstehen
Der Unterschied zwischen einer Ad-hoc-Reaktion und einer bewussten Wahl ist: Man behält die Kontrolle über sich und seine Gefühle. Der Autopilot wird abgeschaltet. Die Selbsterkenntnis steigt. Das hilft auch im Umgang mit anderen, denn wer weiß, wie sich Wut oder Frustration anfühlt, erkennt diese auch schnell, wenn sie bei einem Freund, Partner oder Kollegen aufsteigt. Und wer bei sich selbst merkt, dass es Zeit für eine Pause wäre, merkt das auch bei seinem Gegenüber. Dabei hilft die Strategie des aktiven Zuhörens: Jeder konzentriert sich auf das aktuelle Gespräch und stellt Rückfragen, anstatt schon die Antwort zu planen. Aus der Körpersprache lässt sich ebenfalls ablesen, wie die Stimmung ist, und mit einem „Ich sehe, dass es dir gerade nicht gutgeht“ bekommt die Person das Gefühl, ernst genommen zu werden in ihren Emotionen.
Frühwarnsystem für menschliche Emotionen
Auf Basis des intensiven Beobachtens und Wahrnehmens von Gefühlen bildet sich emotionale Intelligenz aus. Sie ist eine Art Frühwarnsystem: Emotional intelligente Menschen (und Hochsensible) haben feinere Antennen und merken viel früher, dass irgendwas nicht stimmt und „etwas in der Luft liegt“. Und das gilt auch für sich selbst: Der eigene Stress wirkt nicht mehr so bedrohlich, sondern händelbar. In der Folge bist du freundlicher und nachsichtiger mit dir. Und wenn du richtig gut in deiner Emotionsregulation bist, eskalieren Konflikte seltener, weil du deine Trigger kennst und nicht mehr sofort auf jeden anspringst. Um das zu trainieren, helfen Atem- und Entspannungsübungen, Meditationen, positive Selbstgespräche oder auch Impuls-Coachings.
Fazit: Erst Achtsamkeit, dann emotionale Intelligenz – und üben, üben, üben
Achtsamkeit gibt dir die Freiheit, Räume zu schaffen zwischen „erleben“ und „handeln“. Emotionale Intelligenz findet in diesen Räumen statt. Du musst darin nicht perfekt werden. Das Ziel ist nicht etwa, nie wieder laut zu werden. Oder immer sanft und gelassen zu sein. Sondern es geht darum, bewusster zu leben, Emotionen lesen zu können und die Wahl zu haben, wie du reagierst.
Hast du Lust, deine Fähigkeiten zu vertiefen? Achtsamkeit hilft dir, dich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren, statt über Fehler der Vergangenheit oder mögliche Probleme der Zukunft nachzudenken. So kannst du mit mehr Gelassenheit auf Herausforderungen reagieren. Hier findest du zahlreiche Übungen, mit denen du deine Achtsamkeit trainieren kannst.
