Bianca Leppert führt als Journalistin ein abwechslungsreiches Leben mit vielen Reisen. Doch das ist mit Migräne nicht immer einfach. Achtsamkeit hilft ihr, die Häufigkeit der Attacken zu reduzieren.
Achtsamkeit? Das ist doch so ein esoterischer Kram! Das waren meine Gedanken, als ich mich zum ersten Mal mit Achtsamkeit auseinandersetzte. Ich war gezwungen dazu: Seit mehr als 20 Jahren habe ich Migräne – eine komplexe neurologische Erkrankung mit heftigen Schmerzattacken.
Im Schnitt habe ich zwei bis drei Attacken im Monat. Mal dauern sie einen Tag, mal bis zu drei Tage. Erna, wie ich meine Migräne nenne, ist eben hartnäckig. Mit den Jahren habe ich aber versucht, sie zu akzeptieren und besser mit ihr zu leben. Deshalb hat sie einen Namen – das macht es mir leichter, darüber zu sprechen.
Weil Migräne im klassischen Sinn nicht heilbar ist, musste ich mich mit ihr arrangieren. Das heißt aber nicht, dass Patienten machtlos sind. Ganz im Gegenteil, wir können viel selbst bewirken, um die Häufigkeit der Attacken im besten Fall zu senken.
Bei einem meiner regelmäßigen Besuche beim Neurologen ging es genau um dieses Thema. Er schlug mir vor, einen Kurs für Progressive Muskelentspannung nach Jacobson (PMR) zu besuchen. Studien belegen, dass Entspannungsverfahren wie PMR die Migränehäufigkeit um 35 bis 45 Prozent reduzieren können. Damit haben sie eine ähnliche Wirkung wie Betablocker, die ebenfalls zur Migräne-Prophylaxe eingesetzt werden.
Ich war damals Anfang 20 und konnte mir kaum vorstellen, 20 Minuten dazuliegen und zu entspannen. Um dranzubleiben, besuchte ich einen Kurs bei der Volkshochschule, doch zwischen mir und Herrn Jacobson war es alles andere als Liebe auf den ersten Blick. Erst Jahre später fanden wir wieder zueinander. Heute merke ich tatsächlich viel häufiger als früher, wenn ich verkrampft im Auto sitze, die Schultern am Schreibtisch hochziehe oder auf der Couch mal wieder verknotet daliege.
Mittlerweile liebe ich auch Meditations-Apps, weil mir das weniger antiquiert vorkommt und ich mich besser dazu motivieren kann. Klingt ja auch irgendwie cooler zu sagen „Ich meditiere täglich“ als „Ich mache jeden Tag Progressive Muskelentspannung nach Jacobson“. Bei der Meditation hat mich beeindruckt, dass der Neurowissenschaftler Richard Davidson die Wirkung und die Veränderungen sogar in Hirnscans bei buddhistischen Mönchen nachweisen konnte.
Ein Hoch auf die Routine: Mein Migräne-Hirn liebt Regelmäßigkeit
Achtsamkeit spielt insgesamt in meinem Alltag eine große Rolle. Denn das Migräne-Hirn liebt Regelmäßigkeit. Es reagiert sehr sensibel auf Reize wie Schlafentzug, Gerüche, Licht, ausgelassene Mahlzeiten und Co. Um es nicht noch mehr aus dem Takt zu bringen und damit anfälliger für Attacken zu machen, lässt sich mit Regelmäßigkeit viel erreichen.
Deshalb höre ich immer sehr genau in mich hinein, was mein Körper und mein Geist brauchen. Ich gehe jeden Tag um dieselbe Uhrzeit ins Bett, stehe um dieselbe Uhrzeit auf, lasse keine Mahlzeiten ausfallen, übe Yoga und gehe ganz bewusst für eine Pause am Nachmittag eine Stunde spazieren.
Klingt furchtbar langweilig und diszipliniert? Für mich ist dieser achtsame Umgang mit mir selbst zwar manchmal anstrengend, aber auch ein Geschenk an mich selbst. Denn ich beuge damit nicht nur Migräneanfällen vor, sondern lebe auch insgesamt bewusster und gesünder.
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