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Familie macht ein Foto beim Essen

Die Rushhour des Lebens: Achtsam durch die stressigste Lebensphase

ArtikelLesezeit: 1:30 min.

In den Jahren zwischen 30 und 45 kommt für viele alles auf einmal: Partner finden, Familie gründen, Kinder erziehen, im Job vorankommen und gleichzeitig Freundschaften und Hobbys pflegen. Mit Achtsamkeit gelingt es, sich selbst dabei nicht zu vergessen.

Der Sohn braucht Hilfe bei den Hausaufgaben, die Tochter muss von der Kita abgeholt werden, der Chef bittet, dass man kurzfristig eine Zusatzaufgabe übernimmt, wo man doch eigentlich endlich noch einmal früh Feierabend und den Abend mit dem Partner verbringen wollte. Und dann ist da auch noch dieser Kühlschrank, der sich nun mal nicht von selber füllt. Frauen und Männern wird in der sogenannten Rushhour des Lebens – den Jahren zwischen 30 und 45 – einiges abverlangt.

Und nicht zuletzt gibt es da diese Stimme im Hinterkopf vieler Eltern: „Kein Grund zu jammern: Alle anderen schaffen es ja auch.“ Zumindest nach außen bleibt der Schein vor diesem stressigen Hintergrund gewahrt. Arbeit, Haushalt, Kinderbetreuung – das geht schon irgendwie, geben die Betroffenen vor. Trotz der Erschöpfung und der Müdigkeit, die sich auch tagsüber zunehmend breit macht. Trotz der Einschlafschwierigkeiten, weil die To-do-Liste im Kopf immer länger wird.

Überlastung ist auch eine Geschlechterfrage

Frauen leisten pro Tag 4 Stunden und 26 Minuten unbezahlte Arbeit im Haushalt und in der Familie, Männer eine Stunde und 48 Minuten.

Mit den Kindern kommt häufig das Gefühl, dass plötzlich alles auf einmal gehen muss: Den Liebsten Zeit und Zuneigung schenken, der Familie ein sicheres Heim und eine solide Zukunft bieten. Gleichzeitig wollen junge Eltern bis dahin gegangene Wege nicht einfach abbrechen und im Job weiterhin die gleiche Leistung bringen. Schließlich laufen auch die Kosten für Miete, Versicherungen oder Auto mit Kind nicht nur weiter, sondern werden häufig sogar größer. „Manchmal denke ich, alle schaffen es, nur ich nicht!“ – diesen Satz hat Anne Schilling, die Geschäftsführerin vom Müttergenesungswerk, schon oft von Müttern gehört.

„Natürlich, auch Männer leiden unter dem enormen Druck, der heute von allen Seiten auf jungen Eltern lastet“, bestätigt Anne Schilling. Die eigenen Erwartungen ans Vatersein, aber auch die Forderungen der Gesellschaft können sie oft nicht erfüllen. In einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach sagte jeder zweite Vater, er fände es ideal, wenn sich beide Eltern die Kindererziehung teilten. Tatsächlich ist das aber eher selten der Fall. Und so findet immerhin jeder Dritte, dass seine Zeit für die Kinder nicht ausreichend ist, heißt es im Väterreport des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die große Mehrheit der Befragten wünscht sich mehr Zeit für ihre Familie.

35 %

der Paarfamilien mit einem Kind unter 3 Jahren haben Eltern, die 2018 beide erwerbstätig waren. 2008 waren es noch 29 Prozent.

Erst meldet sich die Psyche, dann der Körper

Wie machen sich Überlastung und Überforderung im Alltag bemerkbar? Zunächst ist es meist die Psyche, die erste Signale sendet, weiß der Psychiater Dr. Joachim Galuska, ehemals Ärztlicher Direktor der Heiligenfeld Kliniken für Psychosomatische Medizin. Die Betroffenen wirken unkonzentriert, fahrig, überreizt. Manchmal machen ihnen Ängste zu schaffen, häufig auch depressive Verstimmungen. „Aus der Burn-out-Forschung wissen wir, dass es nach etwa sechs Monaten einer Belastungsphase zu ersten ernsten Problemen kommt.“ Körperlich leiden die Betroffenen zum Beispiel unter Rückenschmerzen, Muskelverspannungen, Kopfschmerzen oder Migräne.

Expertenbild

„Aus der Burnout-Forschung wissen wir, dass es nach etwa sechs Monaten einer Belastungsphase zu ersten ernsten Problemen kommt.“

Achtsamkeitstrainings ändern zwar nicht die Lebenssituation der Familien. Sie können aber wertvolle Impulse geben. Indem sie zum Beispiel helfen, einmal von außen auf das eigene Leben zu schauen, Bedürfnisse besser zu erkennen und dann vielleicht den Blickwinkel zu verändern. Besonders wichtig ist die Erkenntnis: Wenn ich auf mich selbst achte, kann ich auch andere viel besser unterstützen. In einem nächsten Schritt heißt es dann ganz gezielt Puffer und Auszeiten in den Alltag einzubauen, die Entlastung bringen. Denn Kinder brauchen vor allem eines – Eltern, die gesund und ausgeglichen sind.

Familien leiden unter starker Belastung.

Viele Eltern stehen unter einem enormen zeitlichen und oft auch finanziellen Druck. Der Anspruch, den Job und Schule an Familien stellen, ist hoch. Achtsamkeitstraining kann zwar nicht die äußeren Gegebenheiten ändern, wohl aber unser Befinden.